Was war denn da am Samstag in der Coburger Fußgängerzone los? Nein, die Rede ist ausnahmsweise nicht von den vielen Wahlständen der Parteien, sondern von einer Gruppe junger Menschen, die in der Spitalgasse plötzlich einen kleinen roten Teppich ausrollten und eine Flashmob-Modenschau veranstalteten.
Ein Mann trägt einen Rock
Da war zum Beispiel ein Mann zu sehen, der einen karierten Rock trug. Daneben stand eine Frau mit Pullunder, eine weitere Frau trug eine Krawatte. So mancher Passant dürfte sich wohl erstaunt gefragt haben: Passt das?! Die mögliche Antwort liefert Pia: „Nur weil ein Kleidungsstück als ,typisch weiblich' oder ,typisch männlich' gilt, bedeutet das nicht, dass es nur von einem bestimmten Geschlecht getragen werden darf.“ Pia studiert Integriertes Produktdesign an der Hochschule Coburg und hat sich im Rahmen eines Projekts zu Design Aktivismus sehr bewusst mit dem Thema Kleidung befasst. Die zentrale Botschaft war auch Motto der Aktion in der Fußgängerzone: „Kleidung hat kein Geschlecht“.
Ein Bewusstsein schaffen
„Kleidung ist für viele Menschen eine Form, ihre Identität auszuleben“, erklärt Pia. Doch leider unterliege Kleidung noch immer vielen gesellschaftlichen Normen. Daher sei es das Ziel des Flashmobs gewesen, darauf aufmerksam zu machen, dass jeder unabhängig von Geschlechterklischees tragen kann, was er und sie möchte. „Natürlich soll niemandem etwas aufgezwungen werden, aber schon mehr Bewusstsein und Akzeptanz für dieses Thema wären ein Erfolg“, sagt Pia.
“Nur weil ein Kleidungsstück als ,typisch weiblich' oder ,typisch männlich' gilt, bedeutet das nicht, dass es nur von einem bestimmten Geschlecht getragen werden darf.
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Grundsätzlich hat sie während ihres Projekts festgestellt, dass maskuline Kleidung an Frauen mittlerweile meist akzeptiert wird. Männer in eher femininer Kleidung würden hingegen oft noch Ablehnung oder sogar Gewalt erfahren.
Zum Nachdenken anregen
Um so spannender auch die Aktion am Samstag in der Coburger Fußgängerzone: „Durch die Konfrontation mit dem Thema sollen Passant*innen zum Nachdenken angeregt werden, ohne sie abzuschrecken", erklärt Pia. Deshalb seien typische Kleidungsstile in die jeweiligen Outfits integriert worden, während gleichzeitig mit Farben, Schnitten und unkonventionellen Kombinationen gespielt wurde, die mit Geschlechterklischees brechen.
Und wie waren die Reaktionen? „Etwa die Hälfte der Passantinnen blieb stehen“, erzählt Pia. Doch leider seien nur wenige für ein Gespräch bereit gewesen. Diejenigen, mit denen gesprochen wurde, hätten die Aktion als wichtig bezeichnet. Tenor: Jeder und jede sollte anziehen, was er und sie möchte. Negative Reaktionen habe keine gegeben, wie Pia berichte. „Nur zwei junge Männer machten sich zunächst lustig, erkannten jedoch im Gespräch, dass Kleidung überhaupt keinen Unterschied macht.“
Landestheater: Liv Strömquist denkt über sich nach
Die Projektarbeit von Pia hat übrigens auch mit einem Theaterstück zu tun. So bringt das Coburger Landestheater im Mai das Stück „Liv Strömquist denkt über sich nach“ auf die Bühne. Begleitend dazu greifen Studierende der Hochschule Coburg so manches Tabuthema auf.
Ausstellung im Cosmos in Coburg
Zahlreiche Projektarbeiten, auch die von Pia, werden jetzt im Jugendzentrum Cosmos (Schützenstraße) ausgestellt: und zwar am Freitag, 7. Februar, und Samstag, 8. Februar, jeweils von 10 bis 14 Uhr.
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