Im Naturschutzgebiet „Vogelfreistätte Glender Wiesen mit Goldbergsee bei Coburg“ werden ab 2025 neue Wege zur Erhaltung wertvoller Lebensräume für sehr seltene Tier- und Pflanzenarten eingeschlagen. Darüber hat jetzt die Regierung von Oberfranken informiert. Demnach wird künftig eine Herde aus Robustrindern, Wasserbüffeln und einer ursprünglichen Pferderasse die staatseigenen Flächen innerhalb der Kernzone des Schutzgebiets pflegen.
Wer alles von einer „wilden Weide“ profitiert
In Kooperation mit dem lokalen landwirtschaftlichen Betrieb Roth aus dem Coburger Stadtteil Beiersdorf soll das Projektgebiet zu einer großen zusammenhängenden Weidelandschaft entwickelt werden. Bei der Methode, die auch „Wilde Weide“ genannt wird, gestalten Weidetiere ganzjährig in geringer Dichte die Landschaft. „Dadurch kann weitgehend auf maschinelle Pflegemaßnahmen verzichtet werden“, wie es in der Mitteilung der Regierung heißt. Verbiss, Tritt und Dung der Weidetiere würden abwechslungsreiche Strukturen schaffen: von kurzrasigen Flächen über blütenreiche Staudenfluren bis hin zu offenen Bodenstellen. Diese Vielfalt fördere vor allem die Insektenwelt sowie sehr seltene Arten wie den Wiesenbrütern.
Der Tierbesatz bleibe dabei bewusst niedrig. Die Regierung erklärt: „Einem Tier steht etwa 2,5 Hektar Weide zur Verfügung, im Vergleich zu lediglich rund einem Hektar Weide bei der üblichen Weidetierhaltung. Zum Einsatz kommen widerstandsfähige, genügsame Tiere, die für die ganzjährige Haltung im Freien geeignet sind. So können auch aus landwirtschaftlicher Sicht nachrangige, ertragsschwächere Flächen, wie die feuchten und nassen Standorte der Glender Wiesen, nachhaltig gepflegt werden, die sonst nur schlecht und unter hohem Aufwand zu bewirtschaften wären.“
Durch die Beweidung werde ermöglicht, dass sich langfristig wieder ein naturnaher Wasserhaushalt ausbilden kann und die wertvollen Feuchtbiotope im Gebiet optimiert werden.
„Bewährtes Konzept“
Das Konzept der „Wilden Weiden“ wird laut Mitteilung der Regierung von Oberfranken bereits „europaweit erfolgreich“ angewendet. Auch im Coburger Land gebe es bereits positive Beispiele: So würden einige Bereiche des Grünen Bandes, zum Beispiel in der Bischofsaue bei Roßfeld, ganzjährig mit Heckrindern und Koniks, einer ursprünglichen Pferderasse, beweidet. Im Aurachtal im Landkreis Bamberg würden Wasserbüffel und Konikpferde seit über zehn Jahren ganzjährig zur Pflege der teilweise feuchten Senken der Wasserwirtschaftsflächen eingesetzt.
Bedeutendes Wiesenbrütergebiet Glender Wiesen
Die Glender Wiesen zählen zu den bedeutendsten Wiesenbrütergebieten Nordbayerns und bieten Lebensraum für seltene Vogelarten wie Kiebitz, Braunkelchen, Bekassine, Wiesenpieper und Wachtelkönig. Seit der Fertigstellung des Goldbergsees 2010 haben sich viele ehemals landwirtschaftlich nutzbaren Flächen aufgrund des gestiegenen Grundwasserspiegels in Feuchtbiotope und Nasswiesen entwickelt. Eine geologische Besonderheit inmitten des Schutzgebiets ist die Binnenlandsalzstelle, an der salzhaltiges Tiefenwasser an die Oberfläche tritt und Pflanzen vorkommen, die eigentlich für Küstengebiete typisch sind.
Projektträger und Förderung
Träger des Projekts ist die Ökologische Bildungsstätte Oberfranken, die bereits langjährige Erfahrung mit Naturschutzprojekten hat. Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz/Kreisgruppe Coburg wurde eine Trägergemeinschaft geschlossen. Das Vorhaben wird durch den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert, der Zweckerträge der Glücksspirale bereitstellt. Zusätzliche Mittel kommen von der Oberfrankenstiftung und der Sparkasse Coburg – Lichtenfels. Die geförderte Projektlaufzeit erstreckt sich von Januar 2025 bis Dezember 2027, allerdings ist eine langfristige Beweidung vorgesehen.
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