Der Altbau der Heinrich-Schaumberger-Schule in Coburg ist geschlossen, viele Eltern verunsichert. Die Verantwortlichen erklären, wie es dazu kam und wie es nun weitergeht.
Einiges ist anders für die Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Schaumberger-Schule: Seit dem vergangenen Freitag ist der Altbau des sonderpädagogischen Förderzentrums gesperrt, zum Unterricht mussten einige von ihnen umziehen in den Anbau der Schule oder in andere Schulen im Landkreis.
Kurzfristige Schließung, Sorgen der Eltern
Die Meldung dazu kam für die Eltern überraschend: Am Donnerstag vergangene Woche erreichte sie die Information, dass die Schule am Freitag wegen einer „technischen Prüfung“ geschlossen bleibe. Am Freitag kam dann vom Trägerverein die Info, dass die Unterrichtsräume im Altbau geschlossen bleiben – wegen der „Bauweise der Deckenkonstruktion“ von 1978, die „nicht mehr dem heutigen Stand der Technik entspricht“.
Die Verunsicherung war groß, die Gerüchteküche kochte hoch. Auf Social Media sowie in einem anonymen Schreiben an das Coburger Tageblatt, dessen Verfasser behauptet, aus dem Umfeld der Schule zu kommen, war gar die Rede von einem „Teilabbruch der Decke“ und „Gefährdung des Kindeswohls“.
Nun haben Landkreis, Trägerverein und die Stadt Coburg reagiert, zum Ortstermin ins Schulgebäude eingeladen – und sich den wichtigsten Fragen gestellt.
Wie kam es zur Schließung der Klassenräume?
Im Februar dieses Jahres sei in einem Nebenraum im Altbau eine Wölbung in der Deckenverkleidung festgestellt worden, erläutert Frank Altrichter, Leiter Geschäftsbereich Zentrale Angelegenheiten im Landratsamt. Daraufhin sei die Deckenverkleidung erneuert und ein Gutachten zur Beschaffenheit der 2500 Quadratmeter Decken im Altbau in Auftrag gegeben worden.
Dessen Ergebnisse wurden in der Vorstandsversammlung des Trägervereins der Schule, dem Verein „Sonderpädagogik für Kinder im Coburger Land e. V.“ am vergangenen Donnerstag besprochen. Daraufhin habe man den an den sanierten Raum angrenzenden Klassenraum inspiziert, so Landrat Sebastian Straubel, der auch Vereinsvorsitzender ist. Und dort festgestellt: Auch hier haben sich Teile der Decke zentimeterweise abgesenkt, erkennbar an der leichten Versetzung der Deckenlampen.
Damit stand für den Vorstand endgültig fest: Vor einer Deckensanierung soll im Altbau der Schule kein Unterricht mehr stattfinden.
Besteht Einsturzgefahr, kam es zu Rissen oder Abbruch der Decke?
Dem widersprechen die Verantwortlichen deutlich: Weder seien Teile der Decke oder Putz abgebrochen, noch sei das Spannen von Sicherheitsnetzen nötig geworden, um dem vorzubeugen. „Im Sachverständigen-Gutachten war auch eine Schließung des Gebäudes kein Thema“, sagt Frank Hoffmann, stellvertretender Geschäftsführer des Trägervereins. Ein Deckenaustausch werde empfohlen, von einer akuten Gefahr sei keine Rede gewesen.
„Wir sind da aber im Team Vorsicht, wenn es um das Wohl der Kinder geht“, begründet Dritter Bürgermeister Can Aydin die kurzfristige Entscheidung, den Unterricht im Altbau auszusetzen. Die rasche Schließung sei „vielleicht zu heiß gekocht“ gewesen – „trotzdem würden wir jederzeit wieder genauso entscheiden.“
Auch Risse in der Decke gäbe es keine, lediglich an zwei Stellen feine Risse in einer Wand im Erdgeschoss des Altbaus. Diese seien jedoch für die Statik unbedenklich.
Wie wird der Unterricht und Schülertransport organisiert?
Sieben der insgesamt 16 Klassen werden aktuell in Rödental, drei im Neubau der Coburger Rückertschule unterrichtet. Sechs Klassen bleiben im Gebäude und werden nun im neueren Anbau der Heinrich-Schaumberger-Schule unterrichtet.
Dazu gehören neben den Kindern aus der Ganztagsbetreuung die Vorschulkinder sowie die ersten und zweiten Klassen, um die Umstellung für die Jüngsten so einfach wie möglich zu machen.
Die aktuellen Busverbindungen zu den Ausweich-Schulen bleiben bis zu den Sommerferien bestehen, verspricht Can Aydin.
Wie werden die Eltern informiert?
Aktuelle Informationen erreichen die Eltern weiterhin über die Schulmanager-App. Die Schließung des Altbaus bis zu den Sommerferien ist schon jetzt beschlossene Sache; wie es danach weitergeht, entscheide sich in den kommenden Wochen und Monaten. Die Eltern würden rechtzeitig informiert, sobald feststeht, wann der Unterricht wieder wie gewohnt stattfinden kann.
Sind die Decken die einzige Baustelle an der Heinrich-Schaumberger-Schule?
Nein. Eine Generalsanierung der Schule wird schon seit Jahren diskutiert. Die würde aber wohl teuer: Ein zweistelliger Millionenbetrag steht im Raum. Die Abstimmung darüber ist langwierig, die Finanzierungslage komplex. Denn daran beteiligt wären die Landkreise Lichtenfels und Coburg sowie die Stadt Coburg, gefördert durch die Regierung von Oberfranken. „Die Generalsanierung kommt“, verspricht Can Aydin. Fraglich ist nur, wann das sein wird.
Im Juni findet ein Gespräch mit der Regierung von Oberfranken statt, bei dem auch die Heinrich-Schaumberger-Schule Thema sein wird, sagt Landrat Sebastian Straubel. Danach könnte es neue Informationen geben.
Um die Sicherheit der Schüler zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten, seien aber in den vergangenen Jahren bereits laufend investiert worden, betonen die Verantwortlichen. Landrat Straubel zitiert aus einer seitenlangen Liste der Sanierungen und Baumaßnahmen, die sicherheitsrelevante Themen wie Brandschutz und Fluchtwege, aber auch Alltägliches wie Beleuchtung und Rohr-Reparaturen betrifft.
Wann wird die Schule wieder ganz geöffnet?
Bevor die Deckensanierung nicht abgeschlossen ist, soll kein Unterricht in den betreffenden Klassenzimmern stattfinden. Wie genau diese Sanierung umgesetzt werden soll und wie lange sie dauert, steht noch nicht fest. „Wir diskutieren und prüfen alle möglichen Alternativen“, so Landrat Straubel.

