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Heimatpfleger kritisieren
Güterbahnhof-Abriss landet auf Negativ-Liste
Der Abriss des Güterbahnhofs war in Kulmbach lange umstritten.
Der Abriss des Güterbahnhofs war in Kulmbach lange umstritten. // Jürgen Gärtner/Archiv
Signet des Fränkischen Tags von Redaktion Fränkischer Tag
Kulmbach – Der umstrittene Abriss des Kulmbacher Güterbahnhofs wird nun erneut vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege aufgegriffen. Er setzt das Baudenkmal auf eine ganz besondere Liste.

Ein Güterbahnhof aus dem Jahr 1890, ein vor mehr als 200 Jahren erbautes Fachwerkhaus, ein jüdisches Wohnhaus aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – nur drei Beispiele von Gebäuden, die im Jahr 2023 abgerissen wurden.

Abgerissene Gebäude waren eingetragene Baudenkmäler

Was diese Fälle nach dem Empfinden des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege besonders bedauerlich macht? Alle drei Gebäude waren eingetragene Denkmäler und wären damit laut Gesetz eigentlich vor Abriss geschützt gewesen.


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Sie seinen nur drei Gebäude auf einer langen Liste an beklagenswerten Gebäudeabrissen, die der Bayerische Landesverein für Heimatpflege im Jahr 2023 gesammelt und dokumentiert hat. Zwölf davon hat er ausgewählt und stellt sie für den „Abriss des Jahres 2023“ zur Wahl.

Landesverein sucht den „Abriss des Jahres“

Gesucht wird der bedauernswerteste Abriss des Jahres. Jeder kann auf der Webseite heimat-bayern.de/abriss-des-jahres-2023.html seine Stimme abgeben. Nach zwei Wochen werden die Stimmen ausgezählt und der traurige Gewinner verkündet. Der Landesverein verlost unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter anderem das Buch „Das Burggütl. Ein Haus erzählt“.

„Den ‚Abriss des Jahres‘ haben wir im vergangenen Jahr das erste Mal wählen lassen und gekürt. Trauriger Sieger war die Nürnberger Radrennbahn, deren Abriss damals unmittelbar bevorstand. Unsere Aktion hat der Bürgerinitiative damals noch einmal einen richtigen Aufwind verschafft“, sagt Daniela Sandner, die die Kampagne im Landesverein betreut. Die Stadt Nürnberg hat zwar im Oktober mit dem Abriss der Radrennbahn begonnen, dieser wurde jedoch kurze Zeit später vom Verwaltungsgericht Ansbach gestoppt.

Abstimmung des Landesvereins läuft zwei Wochen

Der Landesverein hatte im Laufe der zweiwöchigen Abstimmfrist im vergangenen Jahr hunderte von Zuschriften erhalten. Das hat ihn darin bestärkt, den „Abriss des Jahres“ nun jedes Jahr auszuschreiben. Mit dem Denkmalnetz, mit dem er ein bayernweit aktives Netzwerk an Denkmalschützern und Liebhabern erhaltenswerter Bausubstanz bildet und auch Best-practice-Beispiele sammelt und weitergibt, hat er das ganze Jahr über Fälle gesammelt und nun eine besonders betrübliche Auswahl zusammengestellt.

Die Aktion soll Bedauern hervorrufen, aber auch Empathie: „Wenn wir in den Urlaub fahren, freuen wir uns an intakten Altstädten und regionaltypischer Baukultur. Niemand besichtigt eine Neubausiedlung. Wir wünschen uns, dass die Wertschätzung für das Tradierte auch auf die unscheinbaren Denkmäler vor Ort niederschlägt. Bis dahin sammeln wir weiter Abrisse“, sagt Geschäftsführer Rudolf Neumaier. Allerdings plant man beim Landesverein auch, in den kommenden Jahren den „Erhalt des Jahres“ zu prämieren.

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