Die Landtags-Grünen fordern bayernweit verbindliche Regeln für Vorschulangebote im letzten Kindergartenjahr: Den Kindern soll täglich vormittags eine Vorschulzeit angeboten werden, um ihnen später den Übergang in die Schule zu erleichtern - das können, je nach Kernzeit des Kindergartens, mehrere Stunden sein. Und noch mehr: Alle Kinder sollen sogar ein Recht auf die ausgeweitete Vorschule haben. Für Kinder, die einen festgestellten Sprachförderbedarf haben, soll das Angebot verpflichtend sein. Ihr entsprechendes Konzept stellte die Grünen-Fraktion nun in München vor.
Aktuell sei es jeder Kita selbst überlassen, welche Angebote sie mache, hieß es von den Grünen. Das Sozialministerium erklärte auf Nachfrage, aktuell gebe es keinerlei gesetzlichen Vorgaben für Vorschulangebote in Kindergärten.
Grüne plädieren für eigene Vorschulpädagoginnen
Damit es bayernweit einheitliche Standards gibt, fordern die Grünen nun auch einen verbindlichen Bildungsplan für die ausgeweitete Vorschule. Darin soll geregelt werden, welche Kompetenzen die Kinder am Ende erworben haben sollen, um fit für die Schule zu sein - im sozial-emotionalen Bereich, in Bezug auf sprachliche Fähigkeiten oder auch im motorischen Bereich. Angeboten werden soll die Vorschule von extra dafür weiterqualifizierten Fachkräften - die Grünen nennen das in ihrem Konzept Vorschulpädagoginnen und -pädagogen. Und wo immer dies machbar und möglich ist, schon in Räumen der Grundschule.
«Mit dem Recht auf Vorschule werden die Kinder auf einen möglichst optimalen Start in der Grundschule vorbereitet», sagte Fraktionschefin Katharina Schulze. «Vor allem aber stellt diese Vorschule sicher, dass all diejenigen, die nicht bereits von Haus aus in der Familie gefördert werden, bessere Chancen haben, in der Schule mitzukommen.» Die Vorschule helfe Kindern, Frustrationstoleranz aufzubauen, Empathie zu entwickeln und ihre feinmotorischen Fähigkeiten zu stärken – alles Voraussetzungen, um später in der Schule erfolgreich zu lernen.
«Schaffen damit mehr Chancengerechtigkeit»
Die Grünen-Bildungsexpertin Gabriele Triebel betonte: «Mit einer täglichen Vorschule für alle Kinder schaffen wir mehr Chancengerechtigkeit – statt
nur zu testen, ob Kinder fit für die Schule sind, wollen wir sie fit machen.»
Der Vorsitzende der Katholischen Erziehergemeinschaft in Bayern (KEG), Martin Goppel, lobte das Grünen-Konzept: «Es baut Brücken zwischen den Bildungswelten und schafft für jedes Kind – unabhängig von Herkunft oder sprachlichen Voraussetzungen – verlässliche, kindgerechte Startbedingungen.»
CSU-Kritik: Vorschläge sind praxisfremd
Dagegen kam von der CSU umgehend Kritik: «Die Vorschläge sind praxisfremd. Viele Kitas kämpfen bereits jetzt mit Personalproblemen. Woher soll denn das zusätzliche Personal kommen? Die Zahl der Pädagoginnen und Pädagogen ist leider auch begrenzt», sagte Thomas Huber, sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion. Die Vorschläge würden das System «nur komplizierter und undurchsichtiger machen. Einen Praxistest besteht dieses Konstrukt nicht.»