Sie sorgen für Tohuwabohu auf der Bühne (v. l.): Thomas Müller, Edith Hofmann, Christian Seese, Stefan Uhlmann, Paulette Haskowic und Marco Hermenau
Sie sorgen für Tohuwabohu auf der Bühne (v. l.): Thomas Müller, Edith Hofmann, Christian Seese, Stefan Uhlmann, Paulette Haskowic und Marco Hermenau // Johannes Zametzer
Wie im richtigen Leben
Signet des Fränkischen Tags von Redaktion Fränkischer Tag

 //  Kersbach

Wenn zwölf Akteure drei Monate harte Probenzeit auf sich nehmen, dann bringen fünf Aufführungen fast 1000 Menschen unvergessliche fröhliche Stunden und zaubern allen gemeinsam Lachfalten ins Gesicht. So geschehen bei dem turbulenten Stück „Love and Peace im Landratsamt“ der Theatergruppe Kersbach.

Allein der Titel weckte das Interesse der lokalen Politprominenz. Aus diesen Kreisen kam die Rückmeldung: wie im richtigen Leben. Da sieht man mal, wie dankbar Gerüchte weiterverbreitet werden und sich quasi selbstständig machen. Natürlich war das Stück entsprechend überzeichnet, aber gerade deshalb so treffend und unterhaltsam.

Jede Rolle wurde super interpretiert: Der Landrat (Marco Hermenau) sehr lebendig, trotz anderer Gerüchte. Seine Sekretärin (Paulette Haskowic) hervorragend gespielt mit Bissigkeit und Wortwitz. Der Wahlhelfer (Thomas Müller), der wie auch die anderen, durch Haschkekse total ausflippt. Die Oppositionskandidatin (Elke Zametzer), die allein schon bei der Nennung ihres Doppelnamens „Frau Brustwickel-Schnödensenf“ das Publikum zum Lachen brachte. Der Bürgermeister (Christian Seese) der mit unnachahmlichem Grinsen im Haschdelirium seine Kleider durch Schleier ersetzen muss. Die Hippie-Oma (Elke Stockhausen) ein Relikt aus der Power-Flower-Ära, die mit ihrem schrillen Auftritt das Chaos perfekt macht. Ihre Tochter (Karin Scholz), die zu retten versucht, was noch zu retten ist. Zusätzlich stürmt die Schlagerikone (Edith Hofmann) das Büro des Landrats und reißt das Publikum mit der wilden Interpretation von „Kastagnetten im Mondschein“ auf dem Schreibtisch stehend zu Beifallsstürmen hin. Die Frau des Landrats (Christel Friedrich) und ihre Tochter (Marica Müller) erwischen den Gatten und Vater in flagranti im Office mit der Hippie-Oma, die dem Landrat auch noch ihr Kind als seines präsentiert. Der Reporter (Stefan Uhlmann) wittert die Story seines Lebens, und der Polizist (Alexander Alt) sorgt zum Schluss für die Herstellung der Ordnung, was bei dem Tohuwabohu nicht die einfachste Aufgabe war.

Unterstützt wurden die Akteure in gekonnter Weise von der Souffleuse Nicole Hoffmann. Und ganz besonders gelungen waren die passenden Frisuren und Schminkarbeiten, umgesetzt von Elke Habert und Manuela Decker. Dazu kamen die bunten und vielfältigen Kostüme, das ganze unter der bewährten Regie und Co-Regie von Edith Hofmann und Roland Emmert.

Fazit: Kultur zum Liveerleben ist gefragt, besonders in Zeiten von endlosen Krimiserien, Kochshows und niveaulosen Comedysendungen. Nicht das alte Genre des Bauerntheaters sucht der Zuschauer, sondern Geschichten mitten aus dem Leben. Die fränkischen Theaterbühnen sind hierfür ein wertvolles Kulturgut. red

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