0
Ehrentag
Das Geheimnis einer 101-Jährigen
Herzliche Glückwünsche zum 101. Geburtstag für Marta Hammer-Mathiebe: Martin Stingl, Marta Hammer-Mathiebe, Susanne Dötschel und Martin Finzel
Herzliche Glückwünsche zum 101. Geburtstag für Marta Hammer-Mathiebe: Martin Stingl, Marta Hammer-Mathiebe, Susanne Dötschel und Martin Finzel // Gabi Bertram
Signet des Fränkischen Tags von Gabi Bertram Fränkischer Tag
Witzmannsberg – Auf welches Rezept Marta Hammer-Mathiebe für geistige Fitness in hohem Alter vertraut.

Einen Einkaufszettel? Puh, den hat Marta Hammer-Mathiebe bis vor kurzem nicht gebraucht. Sie hat selbst gekocht, gewaschen, eingekauft. Bis zu jenem Unglückstag, als sie in ihrer Wohnung im Wirtsgrund in Coburg schwer stürzte und sich Handgelenk und Schulter brach.

Seit März dieses Jahres wohnt die alte Dame im Azurit-Seniorenzentrum Maximilianshöhe in Witzmannsberg. Sie fühlt sich wohl hier, auch wenn es ihr natürlich lieber wäre, es würde alles noch zu Hause so funktionieren wie vor einem Jahr.

Von Anfang an gut verstanden

Im Heim feierte Marta Hammer-Mathiebe ihren 101. Geburtstag und hatte mit Vize-Landrat Martin Stingl und Bürgermeister Martin Finzel auch gleich hohen Besuch. Natürlich hat auch Heimleiterin Susanne Dötschel gratuliert. Als dann noch die Tür aufgeht und die liebe Nachbarin Gisela Zwiener hereinkommt und ihre Marta umarmt, ist die Freude fast schon perfekt. Die beiden haben sich von Anfang an gut verstanden.

Als Gisela 2013 in die Nachbarwohnung im Wirtsgrund einzog, hatte sie doch glatt eine Decke im Aufzug liegengelassen. Für Marta ein guter Anlass, sich vorzustellen. Seit dem kümmert sich Gisela Zwiener in ihrer unkomplizierten Art liebevoll um die ältere Nachbarin. Zum Ehrentag hat sie Torten und Häppchen besorgt und mitgebracht, wenn am Nachmittag Familie, Freunde und Bekannte kommen. „Ich bin froh“, sagt Gisela, „dass alles doch noch glimpflich ausging. Und ich weiß, dass meine Marta hier gut versorgt wird und sich wohlfühlt.“ Mit so einer Nachbarin hat die Marta wohl eine Art Sechser im Lotto gelandet…

Marta im September 1965 als junge Krankenschwester am Klinikum Coburg
Marta im September 1965 als junge Krankenschwester am Klinikum Coburg // privat

Wochenlang Nachtschichten

Geboren am 9. September 1923 in Danzig in Ostpreußen, flieht Marta, die in dieser Zeit die Krankenpflegeschule besucht, 1945 vor den Wirren des Krieges und kommt allein in Hamburg an. Hier absolviert sie das Examen als Krankenschwester, hier heiratet sie und wird leider auch bald schon Witwe. Beruflich findet sie 1954 den Weg nach Coburg ins Klinikum. Sie kauft sich ein Haus in Mönchröden und holt ihre Eltern aus dem brandenburgischen Perleberg in den Westen. Marta liebt ihren Beruf über alles, ist mit Herz, Leidenschaft und Fachkompetenz Krankenschwester im Coburger Krankenhaus, später auch OP-Schwester. Arbeit – und zwar eine Arbeit, die man auch liebt, sagt sie, sei das eigentliche Rezept für ein langes Leben. Und auf keinen Fall rauchen! Geschont hat sich Marta nie, hat oft genug vier Wochen hintereinander Nachtschichten gemacht. Ihre Patienten und das Team konnten sich auf sie verlassen.

Schon als Kind Gartenarbeit geliebt

In Rödental fühlt sie sich wohl, bewirtschaftet neben dem Beruf noch ein 2000 Quadratmeter großes Gartengrundstück. Schon als Kind, sagt sie, habe sie Gartenarbeit geliebt. Oft bringt sie ihren Kolleginnen im Krankenhaus Tomaten und anderes Gemüse, frisch geerntet, mit. Aber privat hat sie nicht so viel Glück. Auch ihr zweiter Mann stirbt, im Jahr, als sie in den Ruhestand ging. Noch ein Jahr vorher hatten sich die beiden auf Mallorca ein Ferienhäuschen gekauft und viele Träume gehabt.

Marta Hammer-Mathiebe verkauft das Haus wieder, auch das in Rödental und kauft sich im Wirtsgrund eine Eigentumswohnung, wo sie 20 Jahre lang lebt. Einen Garten hat sie zwar nicht mehr, aber einen grünen Daumen schon. Und so stehen auf ihrem Balkon Pflanzen und Bäumchen. Hoffentlich nicht verdorrt, meint Marta und wird gleich von ihrer Nachbarin Gisela beruhigt. Alles in Ordnung. Marta Hammer-Mathiebe hat noch zwei weitere Eigentumswohnungen, also, meint sie, sei sie gut versorgt und müsse sich darum keine Gedanken machen. Aber wer die Marta kennt, weiß, dass sie keine ist, die nur an sich denkt. Sie gibt ein beträchtliches Sümmchen an die Stadt Coburg für Bedürftige und spendet in diesem Sinne auch großzügig für die Kirchenarbeit.

Erinnerung an Urlaubsreisen

An ihre Urlaubsreisen denkt sie gern: Marokko, Ägypten, Tunesien, Borneo. Sie hat viel von der Welt gesehen, viel und gern gearbeitet und nicht immer Glück gehabt. Aber so ist das Leben. Mit dem Handgelenk klappt es noch nicht so richtig, aber ein paar nette Herren am Tisch im Seniorenzentrum helfen ihr, Brot oder Fleisch zu schneiden. Im Kopf ist Marta noch richtig fit, Jahreszahlen sind für sie kein Problem, sie weiß noch viel, kann erzählen. Sie ist zufrieden und mit sich eins. Ja, aber wie wird man nun so alt? Hat tatsächlich eine geliebte, wenn auch harte Arbeit einen großen Anteil daran? Wenn man Marta Hammer-Mathiebe zuhört, dann bestimmt.

Lesen Sie auch

Inhalt teilen