„Mein Freund möchte mit dem Bus oder dem Zug zur Kulmbacher Bierwoche kommen. Er sitzt aber im Rollstuhl und der Kulmbacher Bahnhof ist nicht barrierefrei für Rollstuhlfahrer. Es gibt keinen Aufzug und auch keine Möglichkeit die Gleise ebenerdig zu überqueren.“ – Solche und weitere Herausforderungen im Alltag von Menschen mit Behinderung haben sie in einer Diskussionsrunde vorgebracht.
Gespräch mit drei Abgeordneten
Ihnen gegenüber, in einem großen Konferenzsaal, hörten drei Abgeordnete aus den Parteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP interessiert zu. Die Fachkräfte und Ehrenamtlichen der Offenen Behindertenarbeit der Diakonie Kulmbach und von Diakoneo Offenen Hilfen Bayreuth-Kulmbach, die das Angebot begleiteten, waren ebenfalls zugegen.
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Im Landtag haben die Menschen mit Behinderung viele Informationen und vor allem Tipps für praktische Hilfsangebote erhalten. Die Abgeordneten bedauerten die fehlende Barrierefreiheit. Sie verwiesen jedoch darauf, dass der Ausbau der Bahnhöfe – trotz finanzieller Unterstützung durch den Bund – in den Händen der Bahngesellschaften liege.
Rollstuhlfahrer wollen Sitze selber wählen
Doch Barrierefreiheit geht noch weiter: „Warum gibt es für Rollstuhlfahrer an öffentlichen Veranstaltungsorten nur zugewiesene Sitzplätze?“, fragte eine Teilnehmerin. Die Rede ist von ausgewiesenen Arealen etwa in Fußballstadien oder auch Theatern. „Auch als Rollstuhlfahrerin und Rollstuhlfahrer möchte man sich die Plätze aussuchen können“, so die Teilnehmerin. Der zugewiesene barrierefreie Bereich verhindere auch den Kontakt zu der restlichen Gruppe mit Menschen ohne Gehbehinderung, mit der man das Event gemeinsam erleben möchte.
Auch der Stand der Dinge zum europäischen Schwerbehindertenausweis sowie der Lohn in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung waren Gesprächsthemen: Letzterer stehe seit langer Zeit in Aussicht, jedoch betonten die Abgeordneten in diesem Fall die Reduzierung von Sonderleistungen, etwa für Erstausstattung.
Besucher haben Politik als nahbar erlebt
Erklärungen in einfacher Sprache und die Gelegenheit, bei den Abgeordneten direkt nachzufragen, schufen einen regen Austausch: „Durch die Diskussion, die realen Gesprächspartner und die eigenen Anliegen der Teilnehmenden haben die Frauen und Männer Politik als nahbar erlebt“, so resümieren die Mitarbeitenden der Offenen Behindertenarbeit.
Die Landtagswahlen in Bayern erhalten nun für die Menschen mit Behinderung in Stadt und Landkreis Kulmbach – in Kombination mit der vorherigen Führung zur Geschichte des Landtagsgebäudes sowie einem kurzen Film zur Arbeit im Landtag – eine völlig neue Bedeutung: So funktioniert Politik – und gemeinsam kann man in einer Demokratie etwas bewegen!“
Bildungsarbeit für Menschen mit Behinderung
Die Offene Behindertenarbeit der Diakonie Kulmbach und Diakoneo Offenen Hilfen Bayreuth-Kulmbach mit Sitz in Himmelkron teilen sich ihre Arbeit im Landkreis Kulmbach für erwachsene Menschen mit Behinderungen bzw. für von einer Behinderung bedrohter Menschen und deren Angehörigen. Sie bieten Beratung, Freizeit- und Bildungsangebote, Familienentlastenden Dienste für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige an. Zusätzlich gibt es auch das Betreute Wohnen für Menschen mit Behinderung, die selbstständig wohnen möchten.
Menschen mit Behinderung erhalten in der Regel einen Lohn in Höhe von etwa 150 Euro. Zusätzlich gibt es die Grundsicherung, diese wird nach den Regelbedarfsstufen ermittelt. Zusätzlich Leistungen, die erhalten werden können, sind Leistungen für den Mehrbedarf, Leistungen für einmalige Bedarfe (zum Beispiel Erstausstattung), Leistungen für Kranken- und Pflegeversicherung, Leistungen für Bildung und Teilhabe sowie Leistungen für Unterkunft und Heizung.
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