Das Coburger Landestheater soll saniert werden.
Das Coburger Landestheater soll saniert werden. // Oliver Schmidt
OB warnt: Die gute Kunst nicht in den Hintergrund drängen!

Zur Personalentscheidung des Theaterausschusses konnte und wollte Dominik Sauerteig nur bedingt Auskunft geben. Er machte aber deutlich, was er von der Anfrage von zwölf Stadtratsmitgliedern hält.

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Rund um die Vertragsverlängerung mit Neil Barry Moss als Intendant des Coburger Landestheaters hatten nicht weniger als zwölf Mitglieder des Stadtrats eine gemeinsame und fraktionsübergreifende Anfrage gestellt.

Insgesamt sieben Fragen an den Oberbürgermeister

Bei der Beantwortung hätte es sich Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) auch leicht machen können: Er hätte – zum wiederholten Male – darauf hinweisen können, dass Personalentscheidungen im Theaterausschuss grundsätzlich nicht öffentlich getroffen werden. Doch stattdessen machte er sehr geduldig zu jeder der sieben Teilfragen einige Angaben. Außerdem ließ er mehr als nur durchklingen, was er grundsätzlich von dieser Anfrage hält. 

Langer Satz mit vielen Botschaften

Das Herzstück von Sauerteigs schriftlicher Antwort war dieser lange Satz, in dem sehr viele Botschaften stecken, den man aber langsam und vielleicht sogar zweimal lesen muss: „Gerade auch mit Blick auf die Bedeutung des Landestheaters Coburg, welche seit nun gut 200 Jahren, unabhängig von der Person der Leitung und der Form der Leitung erfolgreich als kultureller Leuchtturm weit über die Grenzen der Stadt Coburg hinaus besteht, ist es aber sicher nicht zielführend, wenn durch Fragen, deren Beantwortung bekanntermaßen aufgrund rechtlicher Vorgaben nicht vollständig möglich ist, der Versuch unternommen wird, unberechtigt Zweifel an der Legitimität und Rechtmäßigkeit der Entscheidungen des Theaterausschusses zu säen.“

Denn dadurch werde, so die Befürchtung des Oberbürgermeisters, „die gute Kunst, die im Landestheater geboten wird, zeitweise in den Hintergrund gedrängt.“

Gleichwohl ging er auf die einzelnen Fragen wie folgt ein:

1. Wieso wurde der Empfehlung des Deutschen Städtetages nicht Folge geleistet?

Antwort Dominik Sauerteig: „Das Phasenmodell des Deutschen Bühnenvereins, welches zur Anwendung auch vom Kulturausschuss des Deutschen Städtetages empfohlen wird, thematisiert den Prozess der Intendanzfindung bei Leitungswechsel. Ein solcher Leitungswechsel erfolgt aber gerade derzeit in Coburg nicht. Vielmehr wurde ein Angebot zur Verlängerung des bestehenden Intendantenvertrages an Herrn Moss beschlossen. Eine solche Vertragsverlängerung ist offensichtlich nicht Gegenstand des Phasenmodells.“

2. Wieso wurde die Intendanz nicht wie angekündigt ausgeschrieben? Der erste Vertrag wurde ja auf drei Jahre ausgelegt, um genau das zu ermöglichen.

Antwort Dominik Sauerteig: „Vorliegend wurde kein Prozess zur Intendantenfindung durch den Theaterausschuss beschlossen, sondern ein Angebot über eine Verlängerung des bestehenden Intendantenvertrages ausgesprochen. Ausschreibungen bei Vertragsverlängerungen sind meinem Kenntnisstand nach nicht üblich. Auch nicht in Coburg.“

3. Welche Gründe führten bereits nach acht Monaten zur dringlichen Notwendigkeit einer kurzfristigen Vertragsverlängerung ohne Ausschreibung?

Antwort Dominik Sauerteig: „Unterstellt eine Ausschreibung für eine zukünftige Intendanz wäre beschlossen worden, wäre unter Anwendung des Phasenmodells des Deutschen Bühnenvereins der Zeitpunkt der Entscheidung bei Berücksichtigung der noch bestehenden Vertragslaufzeit des Intendanten genau richtig gewählt. Weshalb also gerade der Zeitpunkt der Entscheidung derart kritisch hinterfragt wird, erschließt sich mir nicht.“

4. Wie haben sich die städtischen kommunalen Vertreter zu den Themen Ausschreibung und Vertragsverlängerung im Verwaltungsausschuss positioniert?

Antwort Dominik Sauerteig: „Nachdem der Theaterausschuss Personalentscheidungen ebenso nichtöffentlich behandelt wie der Coburger Stadtrat, kann ich zum Abstimmungsverhalten und der Positionierung einzelner Mitglieder keine Auskunft erteilen. Ich verweise insoweit auch auf die einstimmig beschlossene Geschäftsordnung des Coburg Stadtrates unter § 22 Abs. 2 Ziffer 1 wonach Personalangelegenheiten in nichtöffentlicher Sitzung behandelt werden. Weshalb dieser anerkannte und jahrzehntelang praktizierte Grundsatz des Coburger Stadtrates in Bezug auf Entscheidungen des Theaterausschusses durch Mitglieder des Coburger Stadtrats hinterfragt wird, erschließt sich mir nicht.“

5. Wieso wurde die Entscheidung des Verwaltungsausschusses erst vier Wochen nach der Sitzung verkündet?

Antwort Dominik Sauerteig: „An das Angebot zur Vertragsverlängerung folgten notwendigerweise Vertragsverhandlungen über verschiedene Vertragsdetails. Diese haben sich auch unter Berücksichtigung von Osterferien und anderer dienstlicher Verpflichtungen des Ausschussvorsitzenden/Oberbürgermeisters sowie der Einbindung der weiteren Mitglieder des Theaterausschusses zeitlich so gestaltet, dass eine Veröffentlichung bezüglich der Einigung über die Vertragsverlängerung unmittelbar nach dem Zeitpunkt der Einigung erfolgte.“

6. Hatte sich der Personalrat für eine Ausschreibung ausgesprochen? Falls ja, wieso wurde
dieser Wunsch ignoriert?

Antwort Dominik Sauerteig: „Es steht mir nicht zu, aus vertraulichen Gesprächen und Schriftwechseln mit Dritten zu informieren. Wünsche und Bitten des Personalrats an den Theaterausschuss müsste der Personalrat selbst öffentlich machen, wenn er das für richtig erachtet.“

7. Haben die Mitarbeiter die Entscheidung aus der Presse erfahren oder wurden sie im Vorfeld informiert?

Antwort Dominik Sauerteig: „Wie jeder einzelne Beschäftigte des Landestheaters tatsächlich konkret von der Vertragsverlängerung erfahren hat, ist mir nicht bekannt. Um dies konkret beantworten zu können, müsste jede-/r Beschäftigte befragt werden. Die hausinterne Information durch die Theaterleitung erfolgte meinem Kenntnisstand nach am Tag der Veröffentlichung der Pressemitteilung durch die Stadt Coburg. Mithin vor dem Erscheinen der Printausgaben der Tageszeitungen am nächsten Tag.“

Reaktion auf die Antworten

Antoinetta Bafas (CSU) zeigte sich mit den Antworten nicht zufrieden. Zugleich wollte sie im Namen aller zwölf Anfragestellenden etwas klarstellen: Man weise den Vorwurf zurück, dass Zweifel an der Legitimität und Rechtmäßigkeit der Entscheidungen des Theaterausschusses gesät werden sollen. „Unser einziges Ziel war es, Transparenz zu schaffen.“

 

 

 

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