Das Globe dient als Interimsspielstätte des Coburger Landestheaters.
Das Globe dient als Interimsspielstätte des Coburger Landestheaters. // Foto: Oliver Schmidt
Moss-Verlängerung: Stadträte fordern „plausible Erklärung“

Nicht weniger als zwölf Mitglieder des Stadtrats haben gemeinsam und fraktionsübergreifend eine Anfrage gestellt. Sie wollen wissen, warum die Intendantenstelle erneut nicht ausgeschrieben wurde.

 //  Coburg
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Neil Barry Moss ist seit 1. September 2024 Intendant des Coburger Landestheaters. Die Berufung des Musikdirektors war damals ohne vorheriges Ausschreibungsverfahren erfolgt.

Entscheidungshoheit liegt beim Theaterausschuss

Acht Monate später, im April 2025, wurde der bis zum Sommer 2027 vereinbarte Vertrag bereits um zwei weitere Jahre verlängert. Die Entscheidungshoheit dieser Personalie liegt beim siebenköpfigen Theaterausschuss, dem außer Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) noch drei weitere Mitglieder des Stadtrats angehören (Petra Schneider/ SPD, Hans-Herbert Hartan/CSU und Wolfram Haupt/Grüne).

An der Art und Weise, wie die Vertragsverlängerung erfolgt ist, gibt es aber weiterhin Kritik. Die Kritik mündete jetzt sogar in eine ungewöhnliche Aktion: Nicht weniger als zwölf Mitglieder des Stadtrats – und damit fast ein Drittel des gesamten Gremiums – haben gemeinsam eine Anfrage formuliert. Sie bitten um Beantwortung durch den OB in der nächsten Stadtratssitzung an diesem Donnerstag (22. Mai).

Ein Dutzend Stadtratsmitglieder möchte Antworten

Zunächst zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern der Anfrage. Es handelt sich dabei um: Antoinetta Bafas, Christina Vatke (beide CSU), Thomas Apfel, Jürgen Heeb, Peter Kammerscheid, Matthias Schmidt, Tuncer Yilmaz (alle Fraktion „Pro Coburg“), Michael Dorant, Wolfgang Weiß (beide Grüne), Hans-Heinrich Eidt, Michael Zimmermann (beide FDP), Dr. Andreas Engel (fraktionslos).

„Vorgehensweise in Deutschland unüblich“

Im einleitenden Text der Anfrage wird die Vorgehensweise des Theaterausschusses als „in Deutschland unüblich“ bezeichnet. Auch in Coburg sei sie „in den letzten Jahrzehnten“ so nicht praktiziert worden.

Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf einen „Leitfaden zur lntendanzfindung“, der vom Deutschen Bühnenverein erarbeitete worden ist. Der Deutsche Städtetag habe diesen Leitfaden allen öffentlichen Trägern von Theatern „ausdrücklich“ als Handreichung für eine „äußerst verantwortliche Aufgabe der politisch besetzten Theaterausschüsse“ empfohlen. In der Präambel des Leitfadens stehe: „Transparenz im Prozess, Vertraulichkeit im Umgang mit Bewerber:
innen, die aktive Beteiligung von Mitarbeitenden von Anfang an und eine divers zusammengesetzte
Findungskommission sind Bausteine des Gelingens.“

Rein politische Entscheidung?

In der Anfrage der Dutzend Stadtratsmitglieder wird der Vorwurf erhoben, dass diese im Leitfaden formulierte Grundsätze zuletzt in Coburg nicht beachtet worden seinen. Denn: „Anstelle, dass der Öffentlichkeit gegenüber versprochene transparente, ordentliche Bewerbungsverfahren mit Einbeziehung von Theater-Experten durchzuführen, wurde rein politisch entschieden.“

„Irritierende Signale nach innen“

Zu der „Intransparenz nach außen“ kämen auch noch „irritierende Signale nach innen“ hinzu. Denn in der Theaterwelt müsse „zwangsweise jeder Künstler sein Können im internationalen Wettbewerb behaupten, um eine Stelle zu bekommen.“ Genau das müsse „erst recht“ für die oberste künstlerische Führungsperson gelten. Die Bürger von Coburg, die das Landestheater mit ihren Steuergeldern finanzieren würde, und auch die gewählten politischen Vertreter des Stadtrats hätten „das Recht, eine plausible Erklärung für die Vorgehensweise des Verwaltungsausschusses zu bekommen.“

Im Einzelnen werden dann folgende sieben Fragen gestellt:

  1. Wieso wurde der Empfehlung des Deutschen Städtetages nicht Folge geleistet?
  2. Wieso wurde die Intendanz nicht wie angekündigt ausgeschrieben? Der erste Vertrag wurde ja auf drei Jahre ausgelegt, um genau das zu ermöglichen.
  3. Welche Gründe führten bereits nach 8 Monaten zur dringlichen Notwendigkeit einer kurzfristigen Vertragsverlängerung ohne Ausschreibung?
  4. Wie haben sich die städtischen kommunalen Vertreter zu den Themen Ausschreibung und Vertragsverlängerung im Verwaltungsausschuss positioniert?
  5. Wieso wurde die Entscheidung des Verwaltungsausschusses erst 4 Wochen nach der Sitzung verkündet?
  6. Hatte sich der Personalrat für eine Ausschreibung ausgesprochen? Falls ja, wieso wurde dieser Wunsch ignoriert
  7. Haben die Mitarbeiter die Entscheidung aus der Presse erfahren oder wurden sie im Vorfeld informiert?

Die Sitzung des Coburger Stadtrats beginnt an diesem Donnerstag um 14 Uhr im Rathaussaal.

 

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