In einer Stellungnahme schreiben sie: „Statt der ursprünglich geplanten Sanierung und Umnutzung in Wohngemeinschaften plant das Bayerische Rote Kreuz den Abriss des historischen Hauses zugunsten eines Neubaus, wie das Denkmalnetz Bayern aus der Presse und von Bündnismitgliedern erfahren hat. Das Gebäude aber ist ein Zeugnis der Kulmbacher Baukultur und Teil eines Villenviertels, das in den 1920er Jahren am Westende des Stadtparks entstand. Daher lehnen wir einen Abriss vehement ab. Da das Gebäude nicht denkmalgeschützt ist, befürchten wir einen zügigen Abriss.
Von Kulmbacher Architekten Robert Backer entworfen
Das zweigeschossige Haus, entworfen vom Kulmbacher Architekten Robert Backer, verbindet klassische Proportionen mit handwerklichen Details und steht im Kontrast zu vielen zeitgenössischen (Zweck)Neubauten. Die dokumentierte Substanz umfasst Natursteinrahmen, ein aufwendiges Eingangsportal und expressionistisch anmutende Dachgauben.
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Als Beispiel der Reformarchitektur besitzt das Haus neben der historischen auch eine gesellschaftliche Bedeutung. Mit dem Umzug des BRK in ein neues Gebäude im Jahr 2016 bestand noch die Absicht, das Gebäude energetisch zu sanieren und als Wohnstätte für soziale Projekte zu nutzen. Diese Pläne wurden nun aus Kostengründen verworfen.
Kritik von Architektin Corina Häublein
Die Aussage, nach der eine Sanierung als zu teuer bewertet wird, ist für uns angesichts explodierender (Neu)Baukosten nicht nachvollziehbar. Einer transparenten Veröffentlichung der Kostengegenüberstellung und einer Diskussion mit Fachleuten, die Erfahrung und Lust auf Umbau und Sanierung haben, sollten sich die Verantwortlichen nicht verschließen.
Kritik am Abrissplan äußerten sowohl Kulmbacher Bürger als auch Fachleute. Architektin Corina Häublein beispielsweise sieht – im Gegensatz zur Meinung der Geschäftsführung des BRK – im Erhalt der Bausubstanz eine ökologische Verantwortung: Eine Sanierung sei nicht nur ressourcenschonender, sondern würde auch die CO-Belastung eines Neubaus vermeiden.
Kulmbacher BRK-Heim könnte nach Meinung der Kritiker Vorbild sein
Sie weist darauf hin, dass das Abrissprojekt den aktuellen Anforderungen an den Klimaschutz und der Idee des zirkulären Bauens widerspricht. Häublein plädiert dafür, die bestehende Struktur auf kreative Weise an neue Anforderungen anzupassen. Dieser Einschätzung schließen wir uns an.
Der mögliche Verlust des BRK-Stammhauses steht exemplarisch für die Debatte um den Erhalt schützenswerter Gebäude in Kulmbach, die durch jüngste Abrisse immer wieder entfacht wird. Dabei könnte ein saniertes BRK-Heim ein Vorbild für nachhaltige Umbaukultur im Sinne der ökologischen Wende sein. Bestandsbauten bieten eine wertvolle Ressource für die Identität einer Stadt.
Das Denkmalnetz Bayern plädiert an alle Verantwortlichen: Seien Sie sich Ihrer ökologischen und historischen Verantwortung bewusst!
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