Während die 30 Teilnehmer nicht wussten, was sie erwartet, waren die Autorin Natascha Kippes und die Winzerin Ulrike Lange vom Hammelburger Weingut Lange – Schloss Saaleck, bestens vorbereitet. Eine unterhaltsame Runde mit Verkostung und Lesung führte an Plätze und in Gässchen Hammelburgs, die bei den geschichtsträchtigen Stadtführungen nicht unbedingt von Interesse sind, für einen Thriller jedoch bestens geeignet.
In Hammelburg, der „ältesten Weinstadt Frankens“, wurde in einer Schenkungsurkunde Karl des Großen aus dem Jahr 777 erstmals Weinbau in Franken dokumentiert. Hammelburg ist im Besitz der ältesten originalen Urkunde. Schloss Saaleck, lange Zeit in Klosterbesitz, wurde 1816 bayerische Staatsdomäne. Nach mehreren Besitzerwechseln wurde aus dem Betrieb das Städtische Weingut. Der 15 Hektar große Saalecker Schlossberg wurde bereits 1298 als eines der ältesten Weingüter Frankens erwähnt und ist seit 2011 komplett im Alleinbesitz der Familie Lange.
Natascha Kippes, 27 Jahre alt, gebürtig aus Fuchsstadt, lebt seit einem Jahr in Hammelburg. Nach „Schnappschuss in den Tod“ folgte ihr zweites Buch „Die Kleinstadtpension“, welches in Hammelburg spielt.
Warum Hammelburg als Drehort? Sie liebt es, regional zu schreiben, kann alle möglichen „Drehorte“ so oft besuchen, wie sie möchte. Für die Pension sollte es eine Stadt sein, wo man sich untereinander noch kennt. Hammelburg erfüllt alle Voraussetzungen. Im Saaletal-Thriller wurde selbstverständlich zum Abendessen oder an Thekenabenden in der Pension Hammelburger Wein getrunken.
Eine Leserin des Thrillers genoss bei einer langen Lesenacht einen Schoppen Hammelburger Wein. So entstand der Slogan „Wine & Crime“. Was lag da näher, als die Winzerin des ältesten Weinguts und die Hammelburger Autorin zusammenzubringen? Fünf Passagen an den Spielorten des Thrillers las die Autorin vor. Kippes verstand es , Spannung aufzubauen, und fesselte die Zuhörer. Winzerin Lange kredenzte dazu Weine mit ausführlichen Erklärungen zu Rebsorten, Anbau, Gärverfahren, Ausbau der Weine bis zur Abfüllung.
Ein Anruf ändert alles
Beginnend am Marktplatz, lauschte man bei einem Glas Secco Cuvée der Einführung in den Thriller. Vorgestellt wurde Anna, die Hauptprotagonistin. Sie führt eine Pension mit fünf Zimmern. Routiniert und beschaulich gestaltet sich Annas Alltag.
Das Leben blieb nicht lange so beschaulich. Ein Anruf von Onkel Fred änderte ihr Leben schlagartig. Den Langen Graben nutzte Anna gerne, wenn sie nach den Einkäufen im Tante Emma-Laden von Dagmar ihren Lieblingsort am Weiher mit Hund Bruno aufsuchte. Die redselige Besitzerin Dagmar versuchte seit Jahren, Anna zum Abendessen einzuladen. Nun hatte sie es endlich geschafft. Aber nur, weil Anna sie aushorchen wollte, was in der Nachbarschaft vorging. Dagmar wiederum wollte Sohn Gunnar mit Anna verkuppeln. Gelauscht wurde bei einem Glas Müller-Thurgau.
Mit Hund Bruno ging es zum Weiher. Die Autorin erklärte, weshalb sie einen Hund in das Buch eingebaut hat. Zum einen, damit Anna nicht allein ist, zum anderen, weil er die Möglichkeit bietet, Anna aus ihrer Pension zu locken, um mit Bruno zusammen die schönsten Ecken Hammelburgs bei einem Spaziergang zu entdecken. Natürlich darf hier der Weiher nicht fehlen. Bei Sonnenuntergang nahm man auf der gewärmten Mauer Platz und genoss einen Silvaner.
Der weitere Rundgang führte nun durch die Bahnhofstraße bis zur Schafgasse. Vor dem finalen Stopp erhöhte die Autorin die Spannung. Zu Beginn des Rundgangs verwies die Autorin auf die Unterkünfte am Marktplatz. Nur wenige Touristen verirren sich spontan in ihre abgelegene Pension. Eines Tages steht Kilian Barth vor der Tür und bittet um ein Zimmer. Die Bedrohung, welche von Barth ausgeht, wird spürbar. Gespannt lauschte alle bei einem Glas Rotling, gekeltert mit den Rebsorten Müller-Thurgau und Domina der Geschichte. Vor dem Rienecker-Hof befand sich Annas Pension. Die Pension und der Tante-Emma-Laden sind die einzigen fiktiven Orte im Buch.
Im finalen Abschnitt vermittelte Kippes ein Gespür dafür, welche Gäste in Annas Pension zusammenkommen und wie entsprechend unheimlich sich der Austausch bei einem Thekenabend gestaltet. Mehr wollte die Autorin jedoch nicht verraten. Den Abschluss des Abends krönte ein Cabernet Blanc. Der Wein wurde karaffiert, um die Aromen besser zur Geltung zu bringen. Das Interesse an Buch, Wein und der Stadt Hammelburg war sehr groß. Viele Fragen prasselten auf die Autorin und die Winzerin ein. Aufgrund der großen Nachfrage wird dieses Event im Herbst nochmals angeboten werden. Der Abend endete erst nach drei Stunden in der Nacht in Hammelburgs Gassen.
Soviel darf noch verraten werden: Natascha Kippes hat bereits die Idee für ihr drittes Buch. Es wird ein Krimi, Drehort und Tatort natürlich Hammelburg.