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Podcast "Fränkischer Talk"
Thomas Goger, wie jagen Sie Kriminelle im Internet?
Oberstaatsanwalt Thomas Goger ist Sprecher der Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg und ist im Podcast "Fränkischer Talk" zu Gast.
Oberstaatsanwalt Thomas Goger ist Sprecher der Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg und ist im Podcast "Fränkischer Talk" zu Gast. // Matthias Hoch / Grafik: Maximilian Arnold
Bamberg – Gewalt, Betrug und Pornographie: Im Internet haben Kriminelle dafür eine Plattform gefunden. In der neuen Podcast-Folge geht es um Bayerns beste Cybercrime-Jäger – und um wichtige Tipps für Eltern.

Ein Kind, das bereits in den Händen eines Pädophilen ist, Luxuskarossen in der Ukraine, Schäden in Milliardenhöhe durch Anlagebetrug mit angeblichen "Höhle der Löwen"-Empfehlung, Erpressersoftware, die Behörden und Krankenhäuser lahmlegen sollte, Tierpornographie im Whatsapp-Chat der Schulklasse: Die Bandbreite der kriminellen Machenschaften im Internet, die verfolgt und angeklagt werden, ist riesig. 

Wenn den Ermittlern die wirklich großen Fänge aus dem Netz ins Netz gehen, hat eine Behörde aus Bamberg mit großer Wahrscheinlichkeit großen Anteil daran: die Zentralstelle Cybercrime Bayern, kurz ZCB.

Sie ist die bundesweit größte staatsanwaltschaftliche Spezialeinheit zur Bekämpfung von Cyberkriminalität. Dort laufen nicht nur die Fäden zusammen, wenn es um Ermittlungen in Bayern geht: Sie ist mit allen großen Ermittlungsbehörden, mit Geheimdiensten und vor allem Polizeidienststellen im engen Austausch und auch international sehr gut vernetzt.

Deutsche Täter, deutscher Tatort, deutsche Opfer, deutsche Banken? 

Denn eine Straftat, die online stattfindet, umfasst äußerst selten nur deutsche Täter an deutschen Tatorten mit deutschen Bankverbindungen und deutschen Opfern.

Oberstaatsanwalt Thomas Goger ist der stellvertretende Leiter der Zentralstelle und ihr Sprecher. Zusätzlich leitet er das Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornographie und sexuellem Missbrauch im Internet, das seit 2020 zur ZCB gehört.

Im Podcast  „Fränkischer Talk“ erklärt Goger, wie die Zentralstelle Cybercrime Bayern arbeitet, mit wem sie kooperiert, in welchen Fällen dort ermittelt wird und welche besonderen Fähigkeiten die Staatsanwälte in der ZCB mitbringen müssen.

„Nur mit Gesetzen und Papier und Nachdenken und Literaturrecherche geht es bei uns sicher nicht“, sagt Goger. Er erklärt im Gespräch, wie die Zentralstelle arbeitet, welches ihre größten Erfolge waren und warum in diesen Fällen nicht – wie sonst – die Polizei die Ermittlungen leitet, sondern die Staatsanwaltschaft.

Jetzt überall wo es gute Podcasts gibt oder direkt hier anhören:

Mehr als 8000 Kinderpornographie-Verfahren

Mehr als 8000 Verfahren haben die Bamberger ZCB-Staatsanwälte im Jahr 2023 allein im Bereich Kinderpornografie und sexueller Missbrauch erfasst. Seit Jahren steigt die Zahl der Verfahren massiv an. Die Bamberger werden vor allem dann aktiv, wenn akut Gefahr in Verzug ist oder es um eine besonders große Zahl kinderpornographischer Inhalte geht.

Was hilft bei der Verarbeitung schrecklicher Bilder?

Die Staatsanwälte in seinem Team müssen dafür grauenhafte Fälle bearbeiten, Material sichten, Videos mit Ton anschauen und anhören und beschreiben, was sie gesehen haben. Was seinen Kollegen und ihm hilft, damit umzugehen, erklärt Goger im Podcast.

Im Bereich Bekämpfung von betrügerischer Anlageplattformen haben die Bamberger Ermittler eine Art Marktführerschaft. Der Oberstaatsanwalt erzählt von den Tricks der organisierten Kriminellen, die Menschen um ihre Ersparnisse bringen. „Die Leute verlieren Unsummen. Das geht deutschlandweit in die Milliarden.“

Luxuskarossen für eine Million Euro

Und er berichtet über einen der größten Erfolge der Zentralstelle, als sein Team von einem bedeutenden Strippenzieher zwei Luxuskarossen im Wert von einer Million Euro aus der Ukraine zurück nach Deutschland holte:

Enkeltrick, Schockanrufe, Millionenerbe

Die Palette des Internetbetrugs, der im Alltag sehr vieler Menschen ankommt, reicht von Enkeltrick- und Schockanrufen, über ein plötzliches angebliches Millionenerbe von afrikanischen Prinzen bis hin zu gesperrten WhatsApp-Accounts. Goger erklärt im Podcast, wie sich Opfer verhalten sollten, wenn es doch zu spät ist und sie auf einen Internetbetrug hineingefallen sind.

Was tun bei Pornos auf dem Handy des Kindes?

Doch was, wenn Eltern mal pornografische Inhalte auf Handys von Kindern und Jugendlichen finden sollten? „Auf keinen Fall weiterleiten!", betont Goger. Sonst fänden sich diejenigen, die die Inhalte weiterverbreitet haben, selbst sehr schnell mit ihrem Namen auf einem Aktendeckel bei den Ermittlern wieder.

Thomas Goger zu Vorratsdatenspeicherung und Sicherheitspakt

Und auch zwei große politische Diskussionen, die die Zentralstelle direkt betreffen, sind Thema im „Fränkischen Talk“: die Vorratsdatenspeicherung und das Sicherheitspaket.

An einem drastischen Beispiel macht Goger deutlich, wie entscheidend die Zuordnung einer IP-Adresse zu einem Nutzer für die Ermittler auch nach Wochen noch ist – und wie sehr es die Staatsanwälte frustriert, wenn sie nicht sicher sein können, ob noch akute Gefahr für ein Kind besteht.

Noch mehr Gespräche: jederzeit und kostenlos

Die aktuelle Folge und alle weiteren Podcasts der Reihe „Fränkischer Talk“, etwa mit Symphoniker-Dirigent Jakub Hrůša, Ex-Erzbischof Ludwig Schick oder Mälzerei-Chefin Sabine Weyermann hören Sie jederzeit kostenfrei auf Ihrer bevorzugten Podcast-Plattform oder direkt hier. 

Hier sehen Sie weitere Folgen. Diese und viele mehr finden Sie in der Übersicht auf www.fraenkischer-talk.de.

Mehr über die Zentralstelle lesen Sie hier: 

 

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