Einen Hang zur Depression hat Sandra Wiederer* eigentlich schon immer, jedoch verdrängt, denn sie musste oft stark sein. Irgendwann hat es sie eingeholt, seit 20 Jahren ist sie ein spürbarer Bestandteil ihres Lebens. "Der Supergau war, als sich mein Partner 2013 das Leben genommen hat. Seitdem hänge ich irgendwie fest", erzählt sie unter Tränen. Sie zog sich zurück, wusste weder aus noch ein.
SPDi der Diakonie unterstützt
Kurze Zeit später erfuhr sie von den Angeboten des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SPDi) der Diakonie in Bad Kissingen. Für sie interessant waren die Hausbesuche. "Ich konnte in meinem gewohnten Umfeld bleiben, das hat sehr geholfen", sagt sie. Seit ein paar Jahren macht das Daniela Nickola, die den sozialpsychiatrischen Dienst in Bad Kissingen leitet. Sie berät Menschen, die bei der Beratungsstelle anrufen und wie im Fall von Sandra Wiederer fährt sie auch gelegentlich bei Betroffenen vorbei.
"Ich bin ihr unglaublich dankbar, was sie für mich bisher getan hat." Sandra Wiederer spricht von Behördengängen, dem gemeinsamen Ausfüllen von Formularen, für das ihr einfach die Kraft fehlt. Aber auch von Spaziergängen, um einfach mal zu reden.
Wie sich eine Depression anfühlt
Wie es sich anfühlt, eine Depression zu haben? "Schwer zu beschreiben. Ich bin viel am Heulen. Wenn irgendwas passiert, dann geht direkt das Kopfkarussell los." Manchmal sei es so schlimm, dass auch Einkaufen zur Qual wird – bis zur Panikattacke. "Ich ziehe mich einfach zurück, das tut mir gut, da geht es", erzählt sie. "Es gibt auch Nächte, da schlafe ich gar nicht, da bin ich bis fünf Uhr wach". Nach außen wirke sie laut Bekannten wie eine starke Persönlichkeit, berichtet sie. "Aber wenn einmal etwas aus den Bahnen gerät, etwas Unverhofftes passiert, das zieht mir sofort den Boden unter den Füßen weg".
Das kann auch wie kürzlich das Schreiben der Rentenversicherung sein, das ihre psychische Erkrankung erneut bestätigt sehen will. "Da brennt für mich direkt die Luft", erzählt sie und man merkt ihr an, wie ihr ein einziges Schreiben schon sehr zu schaffen macht.
Mit 964 Euro durch den Monat
Aber es steht auch viel auf dem Spiel, denn arbeiten kann sie mit ihrer Erkrankung nicht mehr. Die Erwerbsunfähigkeitsrente ist alles, was sie hat. "2013 habe ich bei 600 Euro angefangen, davon gingen allein 300 für Miete weg." Jetzt sind es 964 Euro – immer noch unter der Armutsgrenze.
Weihnachtshilfe: "Da war ich so happy"
So hat auch Sandra Wiederer bereits von den Spendengeldern der Weihnachtshilfe der Saale-Zeitung profitiert. Erneut unter Tränen, diesmal der Rührung, berichtet sie, wie ihr damit die Kosten für eine Autorechnung beglichen wurden. "Da war ich so happy, ich dachte: Das gibt es doch gar nicht. Ich war so dankbar." Den Rest der Zeit versucht die 48-Jährige aber, sich alleine durchzuschlagen. Für die neue Brille im kommenden Jahr könnte sie jedoch auch etwas Unterstützung brauchen, gibt sie zu.
Wie sie profitieren viele, die an die Hilfsangebote des SPDi angebunden sind, von der Weihnachtshilfe. Seien es Menschen aus der Beratungsstelle, dem betreuten Wohnen oder der Tagesstätte. Denn psychische Erkrankungen und Arbeiten funktionieren oft nicht zusammen.
Spenden unterstützen bei alltäglichen Geldsorgen
So gab es Dank der Spenden zuletzt die Möglichkeit, an einer Fahrt in ein Museum oder den Besuch eines Weihnachtsmarktes teilzunehmen. Oft sind es aber die alltäglichen Dinge, bei denen die Spendengelder unterstützen: Lebensmittel-, Strom- oder Heizkosten, aber auch Elektrogeräte oder Möbel. Einen Klienten konnte das Team bei der Zuzahlung zu einer Augen-OP unterstützen.
Doch ausnutzen, das würden die Menschen die Hilfe nicht, sagt Daniela Nickola: "Die Scham ist einfach zu groß, sich zu melden und zu fragen."
*Name und Alter von der Redaktion geändert
Hier können Sie spenden:
- Caritas: DE80 7935 1010 0000 0019 41 (BIC: BYLA DEM1 KIS)
- Kidro: DE05 7935 1010 0000 0335 55 (BIC: BYLA DEM1 KIS)
- Diakonie: DE48 7935 0101 0000 0025 35 (BIC: BYLA DEM1 KSW)
Verwendungszweck: Weihnachtshilfe Saale-Zeitung
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