Der Coburger Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) hat sich am Freitag in einer ausführlichen Stellungnahme zum „Aus“ des Kaufhauses Aachener geäußert. In dieser Stellungnahme wagt er aber auch einen Blick in die Zukunft. Denn die Diskussion, ob nicht vielleicht die Stadt Coburg die bald leer stehende Immobilie an der Ecke Mohrenstraße/Hindenburgstraße kaufen könnte, ist bereits in vollem Gange.
„Filiale in Coburg war auf gutem Weg“
Doch zunächst ist es dem Stadtoberhaupt ein Bedürfnis, der Belegschaft von Aachener zu danken. So heißt es in der Stellungnahme wörtlich: „Wir hatten von Stadtseite steten Kontakt mit dem Aachener-Team vor Ort und haben unterstützt, wo es ging. Es sah auch zunächst danach aus, als sei die Filiale in Coburg auf einem guten Weg.“
Aber: „Gegen ein Einstellen der Geschäftstätigkeit des gesamten Unternehmens deutschlandweit können wir in Coburg nichts ausrichten.“
„Stehen vor einem Scherbenhaufen“
Seine Gedanken würden jetzt vor allem bei den rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sein, betont Dominik Sauerteig. Diese hätten sich in den vergangenen Monaten „unglaubliche Mühe gegeben, um den Aachener am Standort Coburg zu sichern“. Doch nun würden sie vor einem „Scherbenhaufen“ stehen.
Doch letztlich sei für den bundesweiten Niedergang von Kaufhausketten auch das Einkaufsverhalten der Bevölkerung verantwortlich, heißt es in der Stellungnahme. Der Oberbürgermeister betont: „Je mehr im Internet gekauft wird, desto mehr leiden die Läden in den Innenstädten – bundesweit.“ Coburg sei mit seinen Leerständen in der gesamten Region noch relativ gut aufgestellt, auch wenn Leerstände nicht zu verleugnen seien. Sauerteig: „Das liegt vor allem an den rund 130 inhabergeführten Geschäften in Coburg. Von den hier ansässigen Inhabern sehen wir sehr viel Engagement. Und wir unterstützen die Geschäfte, wo wir können. Wir sind den vielen fleißigen Köpfen, unseren Gesichtern der Innenstadt, sehr dankbar!“
Wie geht’s weiter mit dem Klotz?
Bezüglich der möglichen Zukunft der ehemaligen Kaufhof-Immobilie verweist der OB auf die Eigentumsverhältnisse. „Der Kaufhof gehört einem Immobilienfonds.“ Schon bei den Kaufhof-Insolvenzen habe die Stadt Coburg sich „sehr intensiv“ um Kontakte zu diesem Immobilienfonds bemüht. Das Interesse des Immobilienfonds an städtischer Unterstützung oder Planungen sei aber „überschaubar“ gewesen, wie es in der Stellungnahme formuliert wird.
Auch zur Idee, dass die Stadt die Immobilie kaufen könnte, äußert sich Sauerteig. Grundsätzlich gibt er zu bedenken: „Zu einem Kauf beziehungsweise Verkauf gehören zwei Beteiligte.“ Ein Verkaufsinteresse des bisherigen Eigentümers war „bisher aber nicht gegeben“, so der OB.
Außerdem gibt der Coburger OB zu bedenken, dass sich die Stadt Coburg in einer „notwendigen und unbequemen Konsolidierungsphase“ befinde. Die Reaktionen darauf, dass bereits weniger an freiwilligen Leistungen gezahlt werde, stoße speziell in den sozialen Medien auf sehr unterschiedliche Reaktionen: „von Verständnis bis hin zu Beleidigungen gegenüber dem Stadtrat“. Doch der OB stellt klar, dass der Stadtrat aus seiner Sicht „sehr verantwortungsvoll“ agiere.
Dominik Sauerteig sieht „keinen Spielraum“
Auch die ausstehende Entscheidung zur Trägerschaft für das Klinikum Coburg werde sich sehr stark auf die Leistungsfähigkeit der Kommunen weit über die Stadt Coburg hinaus auswirken, erklärt Sauerteig. „Bei den eh schon vielfältigen Zukunftsaufgaben und anstehenden Großinvestitionen in die Lebensqualität am Standort Coburg – Kitas, Schulen, Schwimmbad, Klimaschutz und Umwelt, Landestheater, bezahlbares Wohnen, um nur einige Themen anzusprechen – gibt es keinen Spielraum im städtischen Haushalt, um nun auch noch dieses Gebäude zu kaufen.“
Und weiter betont Sauerteig: „In den kommenden vier Jahren müssen alleine im laufenden Haushalt je rund 3,5 Millionen Euro eingespart werden.“ Zusatzinvestitionen in Millionenhöhe, von denen bei der ehemaligen Kaufhof-Immobile auszugehen sei, würden letztlich bedeuten, dass auch soziale Ausgaben deutlich zurückgefahren werden zugunsten einer Entwicklung dieser Immobilie.
Coburger Stadtrat muss entscheiden
Diese Abwägung müsste letztlich natürlich der Stadtrat treffen, räumt der OB ein. Aber: „Aus meiner Sicht ist diese Abwägung sehr einfach.“
Aus der Verwaltung heraus werde es daher keine Initiative zum Erwerb der Immobile geben. „Dafür ist mir die Bedeutung des Sozialen in unserer Stadt und die Unterstützung der Schwächeren in unserer Gesellschaft, zu wichtig und die Notwendigkeit der Investitionen in wichtigere Zukunftsthemen zu groß.“
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