Seine Anzüge zeigen Tetrisformen, ein Fernsehtestbild, Stormtrooper-Helme, Cannabispflanzen, Wölkchen oder die weiß-blauen Rauten der Bayernfahne: Michael Jakob ist „der mit den Anzügen“. Wer in den vergangenen 20 Jahren einen Poetry Slam in Franken (und weit darüber hinaus) besucht hat, hat ihn höchstwahrscheinlich auf einer Bühne gesehen und gehört. Der Ansbacher ist eines der bekanntesten Gesichter der Poetry-Slam-Szene in Franken – und in Deutschland.
Poetry Slams sind Wettbewerbe: Dabei stellen sich Wortkünstler auf die Bühne und halten einen bis zu sieben Minuten langen Vortrag. Die einen brauchen einen Zettel, andere nicht. Manche tragen in Reimform oder einer besonderen Rhythmik vor, andere sprechen einfach frei. Am Ende stimmt das Publikum über den besten Beitrag ab.
Emotionale Erinnerung
In der aktuellen Folge des Podcasts "Fränkischer Talk" verrät Michael Jakob nicht nur, wie viele spektakuläre Anzüge er im Schrank hat, sondern auch, was einen richtig guten Poetry-Slam-Beitrag ausmacht. Er erzählt, wie er das Spiel mit den Worten zum Beruf machte und lässt die Hörerinnen und Hörer an einer sehr emotionalen Erinnerung teilhaben.
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Niemand hat diese literarische Kunstform in Franken so geprägt wie er, nicht nur als Veranstalter, sondern auch als Teilnehmer: Michael Jakob hat sich ab 2005 sechs Jahre lang für jede bayrische und deutschsprachige Slam-Meisterschaft qualifiziert und hat mehr als 100 Poetry Slams gewonnen.
Nora Gomringer legte den Grundstein
Dabei war er aber nicht der erste: Die Liebe zum Poetry Slam hat er der Lyrikerin Nora Gomringer (ihres Zeichens Leiterin des internationalen Künstlerhauses "Villa Concordia") zu verdanken, die 2002 in Bamberg zum Dichterwettstreit eingeladen hatte. Dort erlebte der Ansbacher die Atmosphäre zum ersten Mal. Der Grundstein für seine Zukunft war gelegt.
Noch während er selbst regelmäßig auf der Bühne stand, machte er das Format in Franken berühmt. Er organisierte überall in der Region Slams, darunter 2007 den Franken-Slam, die älteste Regionalmeisterschaft in Deutschland. Das machte er so erfolgreich, dass Franken irgendwann nicht nur die Region mit der höchsten Brauerei-Dichte, sondern auch, glaubt man Michael Jakob, auf die größte Anzahl Poetry Slams pro Einwohner kam. Dreimal war er er Moderator des Bayern-Slams, also der Landesmeisterschaft, 2021 moderierte er das Finale der deutschsprachigen Meisterschaften.
Torsten Sträter, Marc-Uwe Kling, Nico Semsrott
Im Podcast erinnert er sich an gemeinsame Auftritte mit Kabarettist Torsten Sträter, dem heutigen Europa-Abgeordneten und Satiriker Nico Semsrott und Autor Marc-Uwe Kling ("Die Känguru-Chroniken"), die damals alle noch Poetry-Slammer waren.
Dichter, Schauspieler und Trauredner
Die Slam-Bühnen wurden aber erst später sein Hauptberuf. Michael Jakob verdingte sich als Improvisations-Schauspieler, Kabarettist und erfand die Formate "Impro-Slam" und "Impro-Kabarrett". Mittlerweile lebt er auch von Auftragsarbeiten, slammt auf Veranstaltungen zu bestimmten Themen und ist außerdem "Trauredner wider Willen".
Mit Kippe und Bier vor der Schule
Dieses Jahr machte er mit einer politischen Aktion von sich reden: Nach der Entscheidung, Cannabis vor bayerischen Schulen zu verbieten, zeigte er sich im Hanfblatt-Anzug mit Kippe und Bier vor diversen bayerischen Schulen. Die Aktion führte ironischerweise dazu, dass ihm ein Auftritt zum 75. Bestehen des Grundgesetzes verboten wurde. Was es damit auf sich hatte und wie er reagierte, erzählt er im Podcast.
Bisherige Folgen "Fränkischer Talk"
Folge 1: Kinderbuch-Autor Paul Maar erzählt, warum er seinem Sams manchmal kritisch gegenübersteht und wie er seine Jugendjahre mit Misshandlungen und seelischer Gewalt überwunden hat.
Folge 2: Ingalena Schömburg-Heuck, in den Social Media bekannt als "Leni Runner", spricht über die besten Tipps für Laufanfänger und -Profis, über das Glück, das sie beim Sport empfindet, und die dunklen Seiten des Leistungssports.
Folge 3: Markus Rudolf Axt, der Intendant der Bamberger Symphoniker, blickt hinter die Kulissen des Ensembles: Wie verreist eigentlich ein Orchester mit teuren, seltenen Instrumenten? Und wie ist der Bewerbungsprozess für neue Mitglieder des Ensembles?
Folge 4: Sabine Weyermann, Senior-Chefin der gleichnamigen Mälzerei in Bamberg, deren Malze in 60.000 Biersorten weltweit verbraut werden, erzählt aus ihrem Leben in einer Familiendynastie, spricht über Reichtum und Sexismus.
Folge 5: Matthias Trum ist Inhaber der Brauerei Heller und der Kult-Gaststätte "Schlenkerla".Er erzählt, warum das Rauchbier wirklich erst beim dritten Glas schmeckt und warum es in der Gaststätte keine Cola und keine Pommes gibt.
Folge 6: Jörn Glasenapp ist der einzige "Taylor-Swift-Professor"Deutschlands und lehrt an der Uni Bamberg. Im Podcast macht er deutlich, warum die Sängerin so faszinierend ist und politisch große Macht ausüben könnte.
Folge 7: Helmut Vorndran schreibt Frankenkrimis, in denen es einerseits tödlich, andererseits lustig zugeht. Wie er sich seine Geschichten ausdenkt, und wie er damit umgegangen ist, als er mit einem echten Tod vor der Haustür konfrontiert war, erzählt er im "Fränkischen Talk".
Folge 8: Zweifelt ein Bischof auch mal an der Existenz Gottes? "Ja", sagt Alterzbischof Ludwig Schick im Podcast. Und er erzählt davon, dass er mal Arzt werden und eine Familie gründen wollte. Es geht um Verzicht, Kirche, um den Missbrauchsskandal und die Frage, warum die katholische Kirche sich einfach nicht weiterentwickelt.
Folge 9: Markus – nicht Mario! – Barth ist der neue Moderator von "Kabarett aus Franken" im BR-Fernsehen. Er spricht über Homophobie, über Fremdenfeindlichkeit, und wie er mit dem Pointen-Schreiben für Deutschlands Comedy-Größen seinen Lebensunterhalt verdient.
Folge 10: Prof. Ute Schmid forscht und lehrt seit den 1990er Jahren im Bereich Künstliche Intelligenz. Die Direktorin des Bamberg Center for Artificial Intelligence (BaCAI) erklärt, wie KI in Zukunft sicher und hilfreich sein kann und warum eine Intelligenz zwar Tumore, aber keine Katzen erkennt.
Folge 11: Wie geht man mit Familien um, deren Kinder eine lebensverkürzende Diagnose bekommen haben? Und warum geht es im Kinderhospiz gar nicht in erster Linie um Sterben, auch wenn das die meisten Menschen denken? Beate Neumeister gibt Einblicke ins Kinderhospiz Sternenzelt.
Hier sehen Sie weitere Folgen. Diese und viele mehr finden Sie in der Übersicht auf www.fraenkischer-talk.de.
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