Heute stellen wir Ihnen die Allgemeine Sozialberatung (ASB) der Caritas vor. Dorthin kommen Menschen, wenn sie finanzielle Probleme haben, Informationen über Sozialleistungen benötigen, mit Behörden nicht klarkommen oder gerade einfach nicht weiterwissen. Dort kümmern sich Gabriele Morath und neuerdings Jessica Müller um die Menschen.
Die Caritas ist eine von vier Organisationen, für die die Saale-Zeitung zur Weihnachtszeit Spenden sammelt. Die Gelder kommen direkt bei den Menschen aus dem Landkreis an – zum Beispiel bei Anton Reinken. Sein Beispiel soll die Situation vieler, die zur ASB kommen, darstellen. Der Fall Reinken ist konstruiert, aber es könnte genau so ein Schicksal im Landkreis geben.
Erwerbsminderungsrente viel kleiner als Einkommen zuvor
Alles beginnt mit einem Bandscheibenvorfall. Anton Reinken kann nicht mehr als Anlagenmechaniker arbeiten. Zunächst bekommt er eine Lohnfortzahlung, aber die Krankheit verschlimmert sich, Reinken rutscht ins Krankengeld. Er probiert es mit Rehas, aber es zeigt sich, dass seine gesundheitliche Situation sich einfach nicht verbessert und absehbar so bleiben wird.
Bei ihm wird eine Erwerbsminderung festgestellt und er bekommt die Erwerbsminderungsrente. Viel ist das nicht, sie berechnet sich nach dem Einkommen und ist ein gutes Stück kleiner – in Deutschland liegt die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente 2022 bei nur 933 Euro. Manche sind auf zusätzliche staatliche Hilfe angewiesen.
Der Teufelskreis beginnt
Reinken, der allein lebt, ist völlig damit überfordert, mit so wenig Geld auszukommen. Weil seine Wohnung über der Grenze des Jobcenters liegt, muss er den Rest der Miete von seinen kargen Ein-künften dazu zahlen. Doch er findet einfach keine günstige Wohnung. Irgendwann kann er die Stromrechnung nicht mehr zahlen, bekommt eine Mahnung, das wiederholt sich. Irgendwann bittet er seinen Bruder um Geld.
Der leiht es ihm, doch es kommen mehr Zahlungen, die er nicht leisten kann. Ihm wird klar, dass er seinem Bruder das Geld wohl nicht zurückzahlen kann, aber er hat Angst, es ihm zu sagen. Angst hat er mittlerweile auch, die Post zu öffnen. Seine Situation wird immer schlimmer. „Und irgendwann sitzen die Menschen bei uns am Tisch und weinen“, berichtet Morath.
Direkte Hilfe durch Spendengelder möglich
Dann ist es ihre Aufgabe oder die ihrer Kollegin Müller, zuzuhören, um eine Liste zu erstellen, was gerade am wichtigsten ist. „Allein dadurch, dass wir da eine Struktur reinbringen, gehen die meisten schon erleichtert hier raus“, sagt Morath. Doch manchmal kann ein Problem nicht aus eigener Kraft bewältigt werden. „Dann unterstützen wir die Menschen mit den Spenden aus der Weihnachtshilfe.“ Sei es ein Abschlag beim Strom oder einfach Lebensmittelgutscheine, die sie mit den Geldern kaufen und so die akute Not lindern.
„Wir übernehmen auch mal die Miete, dass die Person einfach mal wieder durchschlafen und klar denken kann, weil sie diese Sorgen weg hat“, sagt Morath. Jedes Mal müssen sie zuvor aber die Bedürftigkeit der Menschen prüfen, bevor sie etwas ausgeben. So, wie Anton Reinken in eine schlimme Situation kam, gehe es vielen Menschen im Landkreis. „Sie kommen aus allen Gesellschaftsschichten“, sagt Müller. Die Gründe können viele sein: neben Krankheit etwa der Tod einer nahestehenden Person oder einfach Pech.
Wohnungslosigkeit Thema
Heuer bemerkt Morath: „Es ist heftig, was für Anfragen reinkommen. Die Notlagen sind schlimmer geworden, ist mein Gefühl.“ Sehr groß sei aktuell das Problem der Wohnungslosigkeit. Entweder stehen Räumungsklagen bevor, oder die Wohnungen sind schon verloren gegangen. Helfen könnten Morath und Müller da nicht, außer Wohnungen zu suchen.
„Weil auch oft Senioren betroffen sind, habe ich überlegt, dass ja sogar meine Eltern betroffen sein könnten, und habe sie gefragt, ob bei ihnen das Geld reicht.“ Ihr Wunsch ist, dass mehr Menschen das machen – denn erst, wenn ein Problem erkannt wird, kann darauf reagiert werden.
Hier können Sie spenden
- Caritas: DE80 7935 1010 0000 0019 41
- Kidro: DE05 7935 1010 0000 0335 55
- Solwodi: DE73 7906 5028 0005 7260 50
- Diakonie: DE48 7935 0101 0000 0025 35
Verwendungszweck: Weihnachtshilfe Saale-Zeitung
Mehr vom Spendenprojekt der Saale-Zeitung: