Der Schock kommt, wie befürchtet, kurz vor Weihnachten. Die ums wirtschaftliche Überleben kämpfende Haba-Familygroup trennt sich von mehreren hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Massiver Stellenabbau in Bad Rodach
Nachdem zum 1. Dezember das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung offiziell eröffnet worden ist, war klar, dass recht zeitnah mit einer Umsetzung des Sanierungsplans begonnen wird. Dieser Sanierungsplan sieht außer einem massiven Stellenabbau am Stammsitz in Bad Rodach auch die Aufgabe der einstigen Erfolgsmarke „Jako-o“ sowie die Schließung des Produktionsstandorts in Eisleben (Sachsen-Anhalt) vor.
Die ersten Kündigungen sollen bereits ausgesprochen worden sein. Außerdem wurde am Donnerstag ein sehr großer Teil der Belegschaft – die Rede ist von über 400 Personen – kurzfristig zu einer Veranstaltung am Freitag in die Bad Rodacher Gerold-Strobel-Halle eingeladen.
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Wie die Unternehmenskommunikation der Haba-Familygroup auf Anfrage des Coburger Tageblatts mitteilte, seien bei dieser Versammlung allerdings keine Kündigungen ausgesprochen oder überreicht worden. Stattdessen sei den betroffenen Beschäftigten ein Angebot gemacht worden, in eine Transfergesellschaft zu wechseln.
Käufer für Werk in Eisleben
Ebenfalls am Freitag wurde eine Pressemitteilung zur Zukunft in Eisleben veröffentlicht. Von diesem Produktionsstandort wird sich die Haba-Familygroup bereits zum 1. Januar 2024 trennen. Für die dortige Immobilie einschließlich aller Maschinen konnte mit der Mansfeld Anlagenbau und Umwelttechnik AG ein Käufer gefunden werden. Der neue Eigentümer wird auch 70 der rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen.
„Wir sind sehr froh, mit der Mansfeld Anlagenbau und Umwelttechnik AG einen geeigneten Käufer für unseren Produktionsstandort in Lutherstadt Eisleben gefunden zu haben“, erklärt der Geschäftsführer der Haba-Familygroup, Mario Wilhelm.
„Zukunftspakt 2030“
In der Pressemitteilung wird auch noch einmal auf den „Zukunftspakt 2030“ verwiesen, mit dem sich die Haba-Familygroup neu aufstellen möchte. Darin ist wie es heißt, unter dem Markenname „Haba“ eine „Sortimentsfokussierung auf hochwertige Spielwaren und Spiele zur Entwicklungsförderung von Kindern“ vorgesehen. Die Marke „Haba Pro (ehemals Wehrfritz) soll derweil seine Marktführerschaft bei Möbeln für Kindertagesstätten und Ganztagseinrichtungen weiter ausbauen. Schulmöbel, wie sie bislang ausschließlich in Eisleben produziert wurden, gehören künftig nicht mehr zur Produktpalette.
Der Insolvenz- und Sanierungsexperte Martin Mucha, der vom Insolvenzgericht zum Generalbevollmächtigten der Haba-Familygroup bestellt wurde, erklärt in der Pressemitteilung: „Um die Haba-Familygroup zukunftsfähig aufzustellen und das Traditionsunternehmen in Richtung seines 100. Geburtstags erfolgreich zu transformieren, waren und sind grundlegende und für alle Beteiligten überaus schmerzhaft Einschnitte nötig.“ des Unternehmens nach innen wie außen. Der Verkauf des Schulmöbelgeschäfts ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.“
Details am Dienstag?
Für kommenden Dienstag (12. Dezember) hat die Geschäftsführung der Haba-Familygroup zu einer Pressekonferenz eingeladen. Dann werden wohl auch Details zum Stellenabbau bekanntgegeben werden. In der Einladung liest sich das Thema freilich etwas positiver: Es soll Informationen „zum Neustart der Haba-Familygroup“ geben – der wird aber mit etlichen hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weniger erfolgen.
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