UPDATE 2. AUGUST
Der Spielzeughersteller kommt nicht zur Ruhe - wieder kündigt Haba Entlassungen an.
Erst zum Jahreswechsel hatte Haba die Reißleine gezogen. Jetzt geht es offenbar weiter.
Der Spielzeughersteller in Bad Rodach hat am Donnerstag die Belegschaft darüber informiert, dass weitere 100 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen. Zu Jahresbeginn hatte Haba bereits rund 450 Stellen abgebaut. Seitdem ist offenbar keine geschäftliche Verbesserung eingetreten.
Das Unternehmen befinde sich in einem „herausfordernden Marktumfeld“. In einer Mitteilung heiße es: „Die Umsatzentwicklung des Spielwarenherstellers ist deutlich unter den Planungen und das Unternehmen muss daher die Kostenstruktur in allen Bereichen an die zurückhaltende Auftragssituation anpassen.“ Die betroffenen Mitarbeiter sollen in eine Transfergesellschaft gehen.
Haba prüfe weitere Maßnahmen zur Kostensenkung. Besonders in den Bereichen die IT, externe Kosten und Material- sowie Personalkosten werde nach Einsparpotenzialen gesucht.
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Die Haba-Firmenfamilie, die sich später in Haba-Familygroup umbenannte, war ein echtes Vorzeigeunternehmen: Es stand ebenso für sympathische Produkte wie für sichere Arbeitsplätze.
1800 Beschäftigte
Am Stammsitz im oberfränkischen Bad Rodach wurden in besten Zeiten rund 1800 Menschen beschäftigt. Haba war damit der größte Arbeitgeber im Landkreis Coburg.
Unter dem Dach der Haba-Familygroup gab es unter anderem die Erfolgsmarke Jako-o.
Probleme bei Umstellung auf neue Software
Vor allem für Jako-o war stets das Online-Geschäft am wichtigsten. Doch ausgerechnet dort kam es Ende 2022 erstmals zu technischen Problemen.
Die Umstellung auf eine neue Software verlief – vorsichtig ausgedrückt – etwas holprig. Die Folge waren massive Probleme im Online-Geschäft.
Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung
So richtig publik wurde die Dimension dieser Probleme aber erst im Juli 2023. Es sollte der Auftakt von einigen sehr turbulenten Monaten sein. Trauriger Tiefpunkt: der Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung.
Chronologie einer existenziellen Krise
Blicken wir also noch einmal zurück in den Juli 2023. Eine Nachfrage des Coburger Tageblatts bringt die sich anbahnende Existenzkrise der Haba-Familygroup erstmals an den Tag.
Lesen Sie hier noch einmal den ersten Bericht zur Krise:
Am Tag nach dem großen Schock gab es dann vor allem zwei Reaktionen zu beobachten. Erstens: Viele Politiker in der Region Coburg zeigten sich bestürzt vom drohenden Kahlschlag bei Haba – zeigten aber auch Solidarität und kündigten Unterstützung an.
Zahlreiche Stellungnahmen sind hier zusammengefasst:
Viele Menschen in und um Bad Rodach fragten sich, wie das einstige Vorzeigeunternehmen in eine derart große Krise rutschen konnte. Nach Informationen des Coburger Tageblatts gab es bei Haba zuletzt heftige Probleme bei der Einführung einer neuen Software. Das hatte fatale Folgen fürs Onlinegeschäft. Dazu muss man wissen: Die Haba-Tochterfirmen Jako-o und Fit-z leben fast ausschließlich vom Onlinegeschäft.
Zahlreiche Hintergründe gibt es hier:
Die Stimmung in der Haba-Belegschaft ist seit dieser Woche auf dem Nullpunkt. Und zwar auch deshalb, weil es noch im Mai 2023 bei einer Betriebsversammlung hieß, dass Entlassungen kein Thema seien.
Viele Hintergründe lesen Sie hier:
Die Haba-Krise hat derweil auch Folgen für die Stadt Bad Rodach. Tageblatt-Redakteur Oliver Schmidt spricht in einem Kommentar gar von einer „Schockstarre“, in der sich die Thermalbadstadt befinde.
Den Kommentar gibt’s hier noch einmal zum Nachlesen.
Und wie geht’s jetzt weiter? Die Haba-Geschäftsführung will in den kommenden Wochen einen Restrukturierungsplan erarbeiten. Nachdem dieser zunächst der Haba-Gesellschafterversammlung vorgelegt werden muss, soll dann anschließend – also voraussichtlich im August – die Belegschaft bei einer Betriebsversammlung informiert werden.
Derweil zeigt sich Branchenexperte Steffen Kahnt (BVS) zuversichtlich:
Am 20. Juli geht die Haba-Familygroup mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit. Informiert wird über eine Neuaufstellung der Führungsspitze.
Hier alle Infos dazu:
Eine erste konkrete Maßnahme wurde dann am 8. August bekannt: Die Haba-Familygroup teilte mit, dass der Geschäftsbereich "Jako-o" aufgegeben wird. Das ist insofern bitter, weil „Jako-o" lange Zeit so etwas wie das Vorzeigekind der Haba-Firmenfamilie war. Wie konnte es zu diesem dramatischen Absturz kommen?
Hier gibt's die Hintergründe:
Am Tag, nachdem das Aus von Jako-o verkündet wurde, gab es eine Betriebsversammlung. Teilnehmende erzählten später dem Coburger Tageblatt, wie emotional es dabei zugegangen ist.
Lesen Sie dazu:
Die Geschäftsführung der Haba-Familygroup zeigt sich sehr bemüht: Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die von einer Entlassung betroffen sein werden, soll geholfen werden.
Wie das gelingen soll, lesen Sie hier:
Mitte August konnten bezüglich der „Jobbörse“, die von Haba organisiert wurde, erste Erfolge vermeldet werden.
Weitere Infos dazu hier:
Der September begann dann mit einem letzten Aufbäumen von Jako-o. Denn: Eine neue Kollektion wurde präsentiert – zugleich wohl die letzte in der lange so erfolgreichen Jako-o-Geschichte.
Mehr dazu lesen Sie hier:
Am 12. September dann aber die Mitteilung: Haba hat Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.
Mehr dazu lesen Sie hier:
Aber was genau bedeutet ein (vorläufiges) Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung?
Viele Hintergründe erklären wir hier:
Mitten in der Krise plante die Haba-Familygroup einen wichtigen Messe-Auftritt.
Die Hintergründe gibt es hier:
Längst zieht die Krise bei Haba weite Kreise. Wie wichtig das Unternehmen auch für viele kleine Zuliefererbetreibe in der Region ist, lesen Sie hier:
Anfang Oktober wurden erstmals Zahlen genannt: Die Haba-Familygroup möchte auf nur noch 1100 Beschäftigte schrumpfen.
Alle Hintergründe gibt es hier:
Am Tag nach dem großen Schock werden weitere Details bekannt. So soll es bei der Verkündung der Massenentlassungen sehr ruhig gewesen sein. Das kann aber unterschiedlich gedeutet werden.
Lesen Sie die Hintergründe hier:
Derweil erhebt die Gewerkschaft IG Metall schwere Vorführe und spricht von „Missmanagement“. Zugleich wird angekündigt, für die betroffenen Mitarbeiter „kämpfen“ zu wollen.
Mehr zur Stellungnahme der Gewerkschaft lesen Sie hier:
Mitten in der schwersten Krise der mehr als 85-jährigen Firmengeschichte gibt es aber auch Zeichen der Hoffnung. So präsentiert sich Haba im Oktober bei der weltgrößten Messe für Brettspiele in Essen.
Mehr zu diesem wichtigen Messe-Auftritt lesen Sie hier:
Überschattet wurde der erfolgreiche Messe-Auftritt in Essen von völlig neuen Problemen, die plötzlich am Standort in Eisleben in Sachsen-Anhalt auftauchten.
Mehr dazu hier:
Bei einem „Krisengipfel“ wurde dann über Lösungen gesucht.
Viele Hintergründe dazu gibt es hier:
Die Probleme in Eisleben konnten schließlich gelöst werden, und die Produktion lief wieder an. Außerdem wurde bekannt, dass es offenbar mehrere Investoren für das Werk in Eisleben gibt. Denn die Haba-Familygroup hat ja entschieden, diesen Standort aufzugeben.
Mehr dazu lesen Sie hier:
Mitte November teilte die Haba-Familygroup mit, dass eine Einigung mit dem Gesamtbetriebsrat kurz bevorstehe. Und zwar wird mit dem Gesamtbetriebsrat über den sogenannten „Zukunftspakt 2023“ verhandelt. Dieser beinhaltet auch einen massiven Personalabbau. Das bedeutet: Noch vor Weihnachten könnten Hunderte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihre Kündigung erhalten.
Mehr dazu lesen Sie hier:
Ende November stellt die Haba-Familygroup einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Das bedeutet: Die Rettung des Unternehmens geht in ihre alles entscheidende Phase – und zugleich in die wohl schmerzhafteste Phase.
Viele Hintergründe lesen Sie hier:
Mitte Dezember lädt die Geschäftsführung der Haba-Familygroup zu einer Pressekonferenz. Es wird über den bevorstehenden Stellenabbau informiert – aber auch darüber, dass die Zuversicht groß sei, das Gesamtunternehmen retten zu können.
Viele Hintergründe gibt es hier:
Bei der Pressekonferenz gibt auch die Vertriebs- und Marketingchefin viele Einblicke in die künftige Strategie.
Viele Hintergründe dazu lesen Sie hier:
Neues Jahr, neues Glück? Zumindest steht gleich im Januar 2024 ein wichtiger Messe-Auftritt für die Haba-Familygroup an. Es geht mal wieder zur Spielwarenmesse nach Nürnberg.
Details lesen Sie hier:
Der Messe-Auftritt in Nürnberg wird von der Haba-Geschäftsführung als großer Erfolg gewertet. Es gibt sogar einen Preis.
Mehr dazu lesen Sie hier:
Mitte Februar gibt die Haba-Familygroup bekannt, dass das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zum Ende des Monats verlassen werden kann.
Was genau das bedeutet, lesen Sie hier:
Die einstige Erfolgsmarke Jako-o wird es ab März 2024 nicht mehr geben. Einzelne Erfolgsprodukte werden aber weiterleben. Das dürfte vor allem auch alle Fans des kleinen Krümel freuen...
Mehr über die „Rettung für Krümel“ lesen Sie hier:
Am 29. Februar war es schließlich soweit: der letzte Tag im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung.
Mehr dazu lesen Sie hier:
Übrigens: Mit Valeo geriet im Januar plötzlich auch der zweite große Arbeitgeber in Bad Rodach in die Schlagzeilen.
Mehr zur Krise bei Valeo lesen Sie hier:
Ohnehin stehen im Coburger Land die wirtschaftlichen Zeichen zu Beginn des Jahres 2024 auf „Sturm“. Beziehungsweise: auf „Insolvenz“. Gleich mehrere Firmen geraten in finanzielle Schieflage und müssen die Konsequenzen daraus ziehen.
Lesen Sie dazu: